Samstag, 18. November 2017

Weihnachtsgeschenk-Idee 1

Ein Genussevent, das unsere Sinne vibrieren ließ...

Die interessantesten Entdeckungsreisen offenbaren sich, wenn man mit wachen Augen durch die Welt streift. Unser wunderschönes Eichsfeld, burgengekrönt, bergig geformt, von Kultur-und Handwerkskunst geprägt und kulinarisch ein Highlight ist thüringisch paradiesisch.

Der Geburtstag unseres Sohnes, der gerade von einer Whiskytour aus Schottland zurückgekehrt war, stand vor der Tür. Ich brauchte nicht lange, um für ihn das passende Geschenk in der Heimatregion zu finden. Mit einem Klick in die Webseite der Brauerei Neunspringe hatte ich es gefunden. Genau dort wurde 2016 eine Vision zur Realität. Nach einer längeren Experimentierphase konnte 2013 die erste Destille in Fässer abgefüllt werden. Damit war der Grundstein für die Number Nine Spirituosen-Manufaktur GmbH gelegt. Eigentlich ist Deutschland kein typisches Whiskyland, aber wer wagt, der gewinnt.
Bereits im 5. Jhd. haben christliche Mönche in den Klöstern von Irland und Schottland die ersten Destillen auf den Weg gebracht, las ich bei Wikipedia. Aus heutiger Sicht betrachtet, entspricht die Whiskyherstellung einer Lebensphilosophie. Je ausgereifter der Tropfen ist, desto edler ist sein Geschmack, vorzüglicher das Aroma und umso höher der Preis.
 Mindestens 3 Jahre und 1Tag muss die Destille im Eichenfass gelagert werden, wenn diese als Whisky marktfähig werden soll. Höhepunkt der Reife sind Whiskys nach 10 bis 15 Jahren Fasslagerung. Diese Raritäten haben natürlich auch ihren Liebhaberpreis, wusste ich von meinem Sohn.

Ein traditionsreiches mittelständiges Unternehmen in Worbis, gleich um die Ecke, hatte es geschafft, sich mit Handarbeit auf diesen Markt zu wagen. Unter der Leitung von Bernd Ehbrecht ist es der Brauerei gelungen, die Wendetourbulenzen zu überwinden und treu nach dem Motto: „So schmeckt das Eichsfeld“ Brautradition fortzusetzen. Absatzmärkte hat man bereits in ganz Deutschland gefunden.

Die Wasserquelle wurde von uns schon mehrfach in Augenschein genommen, aber die Verarbeitungszentrale noch nicht. Gedacht, gesagt getan! Wir staunten nicht schlecht, als wir den gläsernen Verkaufsraum betraten. Völlig überrascht von der exklusiven Produktvielfalt beäugten und bestaunten mein Mann und ich das regionale Getränkeangebot. Die berühmte Cola, Apfelschorle, Pils und das Papstbier hatten wir schon genossen, aber der Gin, sowie die Legende der Rumangebote, Edelobstbrände, Kräutertropfen und das Lutherbier waren uns noch geschmacksfremd Dem mussten wir auf die Spur kommen. In den Bann der Faszination geraten, erwarben wir ein handsigniertes Whiskypräsent und buchten eine Brauereibesichtigung.

Eventtag! Wir waren erwartungsfroh gestimmt, die Sonne schien und unser Familiengrüppchen fand sich an einem Mittwoch um 14.00Uhr auf dem Vorplatz der Brauerei ein. Frau Diegmann empfing uns mit Herzlichkeit. „Ich kann Sie heute durch den vollen Produktionsprozess führen, weil wir nur an Werktagen arbeiten. Zu Stoßzeiten gibt es auch mal Sonderschichten. Wir sind ein kleines mittelständiges Unternehmen, das mit modernster Technik auf traditionelle Weise Getränke braut.“

Unser Rundgang begann in der Flaschenabfüllhalle. Völlig automatisch liefen die Glaskörper durch ein Sprudelbad und kamen glasklar wieder heraus. Lediglich ein Arbeiter kontrollierte die Kästen am Ende des Reinigungsprozesses. „Unser größtes Problem ist, dass jede Firma ihre eigenen Flaschen unterschiedlichster Prägung hat. Hier wird aussortiert, was scheinbar passt, aber doch nicht zu unserem Flaschensortiment gehört. Pro Tag werden 20 000 Flaschen befüllt, jedoch nicht immer vom gleichen Getränk, das bedeutet Produktionsumstellung!“

Im Labor, wo eine strenge technologische Kontrolle erfolgte, ging es leiser zu. Dort erfuhren wir mehr über die breite Palette der wohlschmeckenden Erfrischungsangebote, die außergewöhnlichen Biersorten und exzellenten Brände.

Nach einem Gang über den Innenhof, wo LKW`s beladen wurden, Getränkewagen und Festzeltzubehör standen, erreichten wir einen Kesselraum mit glänzenden Edelstahltanks. „Hier vollzieht sich der Gärungsprozess, bei dem Alkohol und Kohlendioxid gebildet werden.“

„Nun befinden wir uns in der Filtrationsanlage. In drei Bottichen werden die festen Sudbestandteile von den flüssigen getrennt. Die Technologie macht es möglich, dass 50 hl pro Stunde gefiltert werden können.“ Neugierig schauten wir durch ein Glasfenster, das den Prozess verdeutlichte.

„Da Qualität und Reinheit unser oberstes Gebot sind, müssen Tanks und Schläuche ständig gereinigt werden, deshalb sieht es in der Reinigungsstation nicht ganz so sauber aus!“ Wir stellten fest, dass der Geruch auch nicht einladend war.

Danach erkundeten wir das Geheimnis der Fasslagerung. Kleinere Fasstürmchen, mit dem Jahrgang beschriftet und in unterschiedlich großen Holzbehältern aufgestapelt, ließen das Endprodukt erahnen. „Verschiedenartige Holzfassqualitäten, Wasserbeschaffenheit, Vorgebrauch und Standort prägen den Reifeprozess, das Aroma und den Wert des Edelbrands. Ein guter Tropfen muss mindestens 40% Alkohol enthalten.“ Erst bei der Verkostung begriff ich, dass die Lagerung das Endprodukt definiert. Ich bin kein Whiskyfan und mag es nicht zu rauchig, habe aber einen sehr wohlschmeckenden Mädelstropfen entdeckt, im Cherryfass gereift. Dieser schmeckte rauchzart, fruchtig und recht genüsslich.
In der Lagerhalle konnten wir uns noch einmal von der versandfertigen Getränkepalette überzeugen, fachgerecht abgefüllt und edel verpackt.

Abgerundet wurde unser eindrucksvoller Rundgang durch eine vorzüglich angerichtete Imbisstafel, auf der Eichsfelder Schlachtespezialitäten Gaumenfreuden aufkommen ließen und der Getränkeverkostung, die uns regelrecht in Stimmung brachte. Das Lutherbier schmeckte herzhaft süßlich, eigentlich nach Frauentrunk. Zu erwähnen wären auch der „Reformator Kräuterlikör“, „Reformator Bierbrand“ und „Reformator Williamsbirnen Brand“, der mit einem besonders weichem, leicht süßem Fruchtaroma verführen kann.

Im Verkaufsraum hielt jeder nach seinen Eventfavoriten Ausschau, um weitere Glücksereignisse feiern zu können. Ein großes Dankeschön an das Brauereiteam. Respekt und Anerkennung möchte ich besonders dem Chef zollen, der ein Eichsfelder Unternehmen wieder zum Blühen gebracht hat und Frau Diegmann, die uns durch die Brauerei führte.
Jetzt wissen wir, was hinter den Begriffen Mälzen, Schroten, Maischen, Gären, Destillieren und Lagern steckt.

Auf jeden Fall war mein Sohn mit dieser Geburtstagsüberraschung mehr als glücklich. Und wenn ich dem Glück wieder einmal frönen möchte, lasse ich meine Sinne mit einem Cherrywhisky in das Reich der Zufriedenheit tröpfeln.

„WARUM DENN IN DIE FERNE SCHWEIFEN…  .“

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